Sonntag, 22. Oktober 2006

Sehr geehrter Herr Professor Fischer,

in der Donnerstagausgabe des Hamburger Abendblatt behaupten Sie, das neue computergestützte Verwaltungssystem "Stine" der Universität Hamburg funktioniere jetzt "reibungslos". Mit Verlaub, ich möchte jetzt nicht im Detail wissen, was noch alles passieren muss, damit sie von "nicht reibungslos" sprechen.

Die letzten Tage wurde pausenlos versichert, dass Studierenden, bei denen Stine nicht reibungslos läuft, keinerlei Nachteile entstehen werden. Jetzt ist mein persönlicher Fall so gelagert, dass während allen meinen Mitstudenten im "Department Sprache, Literatur und Medien II" kurz vor Toreschluss der Zugang zur Anmeldung ermöglicht wurde, für mich aber immer noch die Losung gilt "Studentin hat noch nicht ein einziges Mal versucht, sich einzuloggen". Bisher sah ich das Treiben um Stine doch mit einer extremen Belustigung. Doch - für dumm lasse ich mich nicht verkaufen.

Das wenige, was in meinem Anmeldebereich angezeigt wurde (über den sogenannten "Humboldt-Button" [?!?]), lässt vermuten, dass nach dem gestrigen Tag alle relevanten Seminare vollständig ausgebucht sind. Und jetzt einfach zu behaupten, man könne ja mit den Dozenten persönlich reden, greift zu kurz. Da unterschätzen Sie nämlich die Besonderheiten im Bereich "Sprachpraxiskurse" bei den Anglisten. Wenn voll, dann voll - da beisst die Maus keinen Faden ab.

Nun gut, siehe oben: Okay, wenn ich ein Schweinegeld für ein unausgegorenes System ausgegeben hätte, dann würde ich auch ungern zugeben wollen, dass es nicht funktioniert. Und mal ehrlich, zu Ihrer Verteidigung sei gesagt, dass ich es nach wie vor sportlich sehe - man hätt's ja wissen können, schließlich passiert Stine an der Uni Hamburg. Und, für diese Meinung möchte ich weder exmatrikuliert, noch am Studieren gehindert und hinterher zur Zahlung von Studiengebühren rekrutiert werden.

Die Frage schmerzt, aber sie sei gestattet: Bin ich für die Uni Hamburg noch nicht mal eine Matrikelnummer?

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre Matrikelnummer 5*******

*Vollständige Matrikelnummer der Redaktion bekannt.

kw (Gast) - 23. Okt, 19:35

Echt ein starkes Stück, unverschuldet keinen Platz bekommen. Sowas gibts aber durchaus öfter, wenn mit Online-Anmeldungen gearbeitet wird. Da brechen dann Server zusammen wie morsche Treppen unter dem Trampeln einer Herde Elefanten und am Ende hat man halt Pech gehabt und das, obwohl man pünktlich online und eingeloggt war. Im nächsten Semester einen Platz sicher - das bringt mir heute in Anbetracht der Tatsache, dass ich keine 20 Semester Studium bezahlen kann, nicht viel. Aber das Grundproblem ist da wohl eher einfach Studienplatzmangel...

konsulat - 28. Okt, 13:42

...

Naja, wie gesagt, wenn das einmal passiert, dass man durch ein Computersystem keinen Platz bekommt, kann man ja mit den Dozenten reden. Das funktionierte bisher so, das lief in Australien so - und spätestens ne Woche später haben sich alle Wogen geglättet und alle hamm ihre Plätze und alle sind häppi.

Wenn jetzt aber innerhalb von zwei Wochen ein System für 40.000 Studis funktionieren soll, was vorher zwar getestet, aber an anderen, wesentlich kleineren Unis schon nicht funktioniert hat, dann stehen logischerweise auch 40.000 Studis bei Dozenten, Instituten und Fakultäten Schlange und schlagen die Türen ein, weil sie ihren Frust abladen können.

Und folglich hört dir auch keiner mehr zu - angeblich ist das Problem "ja bekannt". Und wenn du dann im Umkehrschluss nur einer von 145 unter 40.000 bist, halten dich alle ohnehin für nen Trottel. Was mich so massiv stört ist, dass es zumindest bei uns bisher immer hervorragend funktioniert hat, das gute alte Papieranmeldeverfahren. Das war flexibler, einfacher, übersichtlicher und - es funktionierte.
kw - 28. Okt, 14:34

Man will halt innovativ sein, Elite und das ganze Blabla. Und Krise gibts dabei keine, und wenn doch, dann ist das alles nicht die Schuld des Systems, sondern deine, oder wie? Wirklich, außergewöhnliche Art des Krisenmanagements.
Wobei, da scheints ja offziell keine Probleme zu geben.

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