Wer schon immer mal seine Geduld auf die Probe gestellt wissen wollte, dem sei ein Besuch in der Selbsthilfewerkstatt von Campusrad an der Uni Hamburg angeraten. Dort lässt sich zusätzlich testen, wie schnell und effektiv man Mordgedanken bekämpfen muss.
Die Idee von Campusrad ist denkbar einfach: ein Team von Fahrradmechanikern steht mit Rat, Tat und Material zur Seite. Man bestellt und zahlt das Material, nutzt das Werkzeug, schraubt ein wenig am Drahtesel rum und kann ab und an einen der Techniker um Hilfe bitten. Das Problem? Mein Fahrrad und Hartz IV.
Das Unheil nimmt seinen Lauf, als mir ein - obächtle, jetzt wird's richtig arrogant, überheblich, widerlich und sozialdarwinistisch - unterbelichteter Ein-Euro-Jobber auf die Pelle rückt. Selbsthilfe? Kinners, ich würde ja gerne! Die Klette hat die nächsten viereinhalb Stunden nichts besseres zu tun, als mich zu überwachen, mir mit grandiosen Nullaussagen reinzupfuschen und das Werkzeug aus der Hand zu reißen. Und er fragt öfter bei seinen qualifizierten Kollegen um Hilfe, als ich Augen verdrehen und Kopf schütteln kann.
Ich bin von Natur aus jemand, der sich ganz gern die Tür selbst aufmacht. Darüber hinaus sind Geduld und Toleranz gegenüber Menschen, die mir handwerkliches Geschick absprechen, sehr rudimentär entwickelt. Ich mach mich gern schmutzig, ich tüftle mit Leidenschaft. Für schroffe Zwischentöne bin ich auch nicht gerade unbekannt. Zur Erinnerung (Best Of): er versuchte zwei Minuten, eine Kreuzschlitzschraube mit dem Inbus zu entfernen. Kaffee und Zigarettenpause klingen in solchen Minuten nach einer effektiven Präventivmethode.
Beim nächsten Mal - so mein finaler einfühlsamer Zwischenton - will ich kommen, wenn "der Kollege frei hat". Auch wenn's nach meinen eigenen sozialidiologischen Ansprüchen grausam klingt: ich brauche kein Praxisbeispiel dafür, dass Hartz-IV Volksverdummung ist.
Oder einfach eine andere Art der Selbsthilfe?
konsulat - 26. Feb, 20:47